Wir leben in einer herausfordernden Zeit. Eine Krise folgt der anderen. Die ständig steigenden Anforderungen und der hohe Arbeitsdruck führen oftmals dazu, dass man sich überfordert und gestresst fühlt. Wieso gelingt es manchen Menschen trotz all dem mit Leichtigkeit und Freude durchs Leben zu gehen und nach einer Krise wieder neuen Mut zu finden und andere schlittern in ein Burnout? Dieser Frage geht die Resilienzforschung nach.
‚Resilienz ist die Kraft, mit der man es vom Boden wieder auf die Beine schafft!‘ (Ronald Lengyal)
Was ist Resilienz?
Resilienz bezieht sich auf die Fähigkeit, sich von Rückschlägen zu erholen und Herausforderungen zu bewältigen. Resiliente Menschen haben eine positive Einstellung und eine innere Stärke, die es ihnen ermöglicht, sich den Herausforderungen des Lebens zu stellen und erfolgreich zu meistern.
Resilienz ist zwar bis zu einem gewissen Maße angeboren und unser Umfeld in der Kindheit spielt dabei eine Rolle, doch das Gute daran ist, dass wir Resilienz bis ins hohe Alter trainieren können. Es erfordert jedoch Zeit, Geduld und Übung, um eine höhere Resilienz aufzubauen.
Woher kommt der Begriff Resilienz?
Der Begriff Resilienz stammt aus der Materialwissenschaft, wo er die Fähigkeit eines Materials beschreibt, sich nach einer Verformung oder Belastung wieder in seine ursprüngliche Form zurückzubilden.
In der Psychologie wurde ‚Resilienz‘ erstmals in den 1970er Jahren von der Entwicklungspsychologin Emmy Werner und ihren Kollegen verwendet, die eine Studie über die Resilienz von Kindern durchführten. Sie beobachteten, dass einige Kinder trotz widriger Umstände wie Armut, Missbrauch und Vernachlässigung gesunde und erfolgreiche Erwachsene wurden. Sie identifizierten Faktoren wie Unterstützung sozialer, guter Beziehungen und positiver Selbstwahrnehmung als Schlüsselkomponenten der Resilienz.
In den folgenden Jahrzehnten haben sich viele Forscher und Praktiker mit dem Thema Resilienz befasst. Heute wird Resilienz als eine Fähigkeit angesehen, die jeder Mensch benötigt, um erfolgreich und zufrieden zu leben.
Die Resilienzforschung hat dabei 7 Säulen entwickelt, die wir trainieren können, um resilienter zu werden.
1. Beziehungen / Netzwerk
Wir sind soziale Wesen. Erfüllende Beziehungen zählen zu den wichtigsten Kriterien für unser Wohlbefinden und sind ein menschliches Grundbedürfnis. Gerade in Krisenzeiten sind gute sozialen Beziehungen ein essenzieller Schutzfaktor.
Was erwarten wir? Erwarten wir generell in einer Situation, dass am Ende alles gut wird oder haben wir den Focus auf das Negative. Realistischer Optimismus hat nicht mit Schönfärberei zu tun. Es geht dabei um eine generell positive Lebenseinstellung. Eine pessimistische Grundeinstellung wirkt sich negativ auf die Stressbewältigung aus. Das Gute daran ist, wir können unseren Optimismus bis ins hohe Alter trainieren.
Die Fähigkeit akzeptieren zu können, ermöglicht es, eine Situation oder Krise anzunehmen, die wir nicht ändern können. Und zwar mit allen den dazu gehörigen Gefühlen. Erst ein Annehmen der Situation ermöglicht es uns, auch eine Lösung zu finden.
Unter Selbstwirksamkeit versteht man, sich als proaktiver Schöpfer unserer Lebensumstände wahrzunehmen. Auch in Krisenzeiten darauf zu vertrauen, dass wir mit unserem Handeln etwas bewirken können und nicht ‚Opfer‘ der Umstände sind. Ein liebevoller Blick auf uns selbst und das Wissen und Einstehen für unsere eigenen Bedürfnisse stärkt uns.
Menschen mit hoher Resilienz übernehmen die Verantwortung für ihr Denken, Fühlen und Handeln. Das bedeutet gleichermaßen, auch bei Fehlentscheidungen die Konsequenzen tragen und nach Lösungen suchen.
Unser Fokus richtet sich auf die Lösung und nicht auf das Problem. Der lösungsorientierte Ansatz spricht von Herausforderungen, die zu bewältigen sind, um den gewünschten Zielzustand zu erreichen.
Eine Zukunftsplanung beinhaltet klare Ziele und die dafür notwendigen Schritte. Dabei ist es notwendig, sich bewusst zu sein, dass es immer wieder Krisen und Rückschläge geben kann und wir auch dann konstruktiv damit umgehen und gegebenenfalls unser Ziel den geänderten Umständen anpassen.
Resilienz kann nicht einmal erlernt werden und wir bleiben dann für immer resilient, sondern es ist ein Prozess, den wir ein Leben lang üben. Welche Möglichkeiten und Strategien helfen uns dabei:
Achtsamkeit ist eines der wichtigsten Tools, um Resilienz zu trainieren. Achtsamkeit heißt, wahrzunehmen, was gerade ist und im Hier und Jetzt anzukommen. Übung zur Achtsamkeit: einige Male am Tage, einfach die Augen schließen, ein paarmal tief ein- und ausatmen und sich fragen: ,Wie geht es mir gerade? Was sind meine Gedanken? Was fühle ich?‘ Diese Übung kann immer und überall gemacht werden und bringt uns in unseren Körper und somit ins Hier und Jetzt.
Beobachten Sie sich, wie sie denken und üben Sie positiv zu denken. Damit meine ich keineswegs die rosa Brille aufzusetzen, sondern die Gedanken auf das zu richten, was positiv ist. Das Ritual der Dankbarkeit kann dabei helfen. Dabei schreiben Sie täglich am Abend drei Dinge auf, wofür Sie dankbar sind an diesem Tag und schlafen so mit positiven Gedanken ein. Das hilft, den Fokus immer mehr auf das zu lenken, was Sie alles im Leben haben und weg von den Dingen, die vielleicht gerade nicht so sind, wie Sie es sich wünschen.
Pflegen Sie gute Beziehungen zu Familie, Freund*innen und Kolleg*innen, suchen Sie Unterstützung und reden Sie über Ihre Gefühle und Gedanken. Gemeinschaft spielt eine wichtige Rolle bei der Förderung der Resilienz.
Selbstpflege: Achten Sie gut auf sich selbst und tun Sie Dinge, die Ihnen Freude bereiten, wie Sport, Yoga oder Mediation. Sorgen Sie für ausreichenden Schlaf und gesunde Ernährung.
Problemlösung: Stellen Sie sich den Herausforderungen und versuchen Sie, Lösungen zu finden. Planen Sie im Voraus, um genügend Zeit für alles zu haben. Das Führen eines Erfolgstagebuches kann helfen, ihr Erfolgsbewusstsein zu stärken: Notieren Sie täglich drei Dinge, die Sie erfolgreich gemacht haben. Das muss nicht Außergewöhnliches sein, sondern geht es vielmehr darum, dass Ihr Gehirn lernt, dass sie erfolgreich sind.
Flexibilität: Seien Sie offen für Veränderungen und passen Sie sich neuen Umständen an. Fragen Sie sich, was Sie aus jeder Situation lernen können. Um besser mit Veränderungen im Alltag umgehen zu können, kann ich Ihnen die Übung empfehlen: Machen Sie immer wieder bewusst etwas anders als gewöhnlich. Zum Beispiel einen anderen Weg zu Arbeit nehmen oder sich einmal ganz anders kleiden als gewohnt. Das trainiert unsere Flexibilität.
Finden Sie den Sinn in Ihrem Leben und setzen Sie sich Ziele, die Sie motivieren und inspirieren. Stellen Sie sich dabei die Frage: Was will ich wirklich, wirklich in meinem Leben? Was sind meine Werte? Was ist mir in meinem Leben wichtig? Sich mit diesen Fragen zu beschäftigen, lässt uns vieles, das nicht wirklich wichtig ist, wesentlich relaxter betrachten und wir konzentrieren uns auf das, was wichtig ist.